CWs: Eine mittelmäßig ausführliche Einführung

Was ist eine CW?

CW steht für Content Warning, also Inhaltswarnung. Manchmal auch Inhaltsnotiz genannt. Die CW kündigt an, um was es gehen wird. Auf Mastodon gibt es den Button zum CW-Hinzufügen unter dem Toot-Schreiben-Feld, und beim fertigen Toot wird dann erstmal nur die Warnung angezeigt, mit einem Button zum Ausklappen des Toots.

Eine CW ist keine Bewertung eines Themas. Sie sagt weder aus, dass ein Thema böse oder versteckenswert ist, noch, dass es uns alle gleichermaßen fertig macht. Im Gegenteil: Eine CW ist ein Zugeständinis daran, dass für unterschiedliche Menschen unterschiedliche Zugänge zu einem Thema funktionieren.

Wann sind CWs nötig?

Erstmal gibt es keine Regeln dafür, wann die angebracht sind und wann nicht, und es kommt sehr darauf an, wer die Toots sehen wird.

Trötest du nur followers-only? Dann sehen es eh nur deine Followis und können dich bei Bedarf entfolgen, tu was du willst. (Viele Menschen verwenden auch bei privaten Toots CWs, weil das mehr Spielraum lässt um mal was zu schreiben, was vielleicht nicht alle lesen wollen.)

Landen deine Toots aber in öffentlichen Timelines, oder werden oft geboostet, dann sehen sie auch Menschen, die sich nie entschlossen haben, dir zu folgen. Und in dem Fall ist es auf Mastodon üblich, Leuten ein bisschen mehr Vorbereitungszeit zu lassen.

Ein paar bedenkenswerte Punkte:

Das heißt am Ende: Perfekt machen kann eins das eh nicht, aber es immer wieder zu versuchen und neu durchzudenken, auch über Rückmeldungen aus dem eigenen Umfeld nachzudenken, macht die Sache für alle angenehmer.

Gute CWs schreiben

(Inhaltsnotiz: Verschiedenste Beispiele für CWs und Themen, die oft unter einer CW landen, werden ab hier genannt)

Am wichtigsten ist, dass die CW aussagekräftig ist.

Das heißt:

Besonders wichtig ist das bei politischen Themen. Einserseits macht es Sinn, die unter CWs zu packen, um Leser_innen selbst entscheiden zu lassen, wann sie sich gut damit auseinander setzen können. Denn einfach nur arge Themen auf Leute einprasseln zu lassen führt eher dazu, dass die abschalten.

Andererseits müssen die CWs dann eben sehr beschreibend sein, damit der Toot noch alle Menschen erreicht, die er erreichen soll. Gute Beispiele: "Demoaufruf [Thema], [Ort]". "Naziaktivität [Ort]". "Aufruf zu Aktionen am Tag für [Thema]".

Die lass ich sicher nicht an mir vorbeiziehen, wenn der Ort was mit mir zu tun hat oder ich mich gerade mit dem Thema beschäftigen will. Und wenn das nicht der Fall ist, freu ich mich, nicht versehentlich den siebzigsten Aufruf zu einer Sache in Berlin durchgelesen zu haben, wo ich nie bin.

Außerdem ist es hilfreich, die CW in der Sprache des Toots zu verfassen, damit Menschen, die diese Sprache nicht sprechen, gleich wissen, dass sie das nicht zu öffnen brauchen. Manche CWs schreiben manche Menschen lieber auf Englisch, aus Gewohnheit oder aus Gründen (zB "food" weil "Essen" auch eine Stadt ist, oder "self harm" weil "SVV" pathologisierender besetzt ist). In den Fällen kann es hilfreich sein, die Sprache in Klammern dazu zu schreiben, also zB "self harm (de)", "Bodymod-Gatekeeping (auf Deutsch)", "diet culture (German)".

CWs loswerden

Für manche Menschen ist es mühsam oder körperlich schmerzhaft, so viele CWs aufklappen zu müssen. Für manche lösen Aufklapp-CWs Angst aus, oder die Schlagwörter in CWs sind triggernder als die Themen an sich.

Es gibt eine Lösung, die in manchen dieser Situationen helfen kann: CWs automatisch ausklappen. Dazu geht man in die Einstellungen (Zahnrad-Symbol, setzt ein Häkchen bei "Beiträge mit Inhaltswarnungen immer ausklappen" und klickt dann auf "Änderungen speichern".

Welche Themen werden oft CWt?

Nun hab ich gesagt, dass es keine endgültige Liste geben kann. Ich versuche aber trotzdem ein paar häufig CWte Themen als Beispiele zu geben: Dazu kommen individuell sensible oder triggernde Themen in deinem Umfeld, die von außen vielleicht nicht so gut nachvollziehabr sind. Zum Beispiel, wenn eine Person, die dir folgt, dich darum bittet, Fliederbüsche unter eine CW zu packen. Oft sind das Themen, die aufgrund der Erfahrungen der Person schwierige psychische Zustände auslösen (ob das nun Trauma-bezogen ist oder etwas anderes), und mit denen die Person sich nur konfrontieren will, wenn sie die Ressourcen dazu hat und weiß, dass es nicht die ganze restliche Tagesplanung über den Haufen werfen wird.

Was eins damit macht, ist jedem Trötlon selbst überlassen. Leute zu muten, mit deren Toots eins nicht klarkommt und die keine Anpassungen machen möchten oder können, bleibt ein wichtiges Werkzeug - umgekehrt heißt das: Ja, Leute werden dich (trotzdem noch) muten, und das ist ok.

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