MEGA65 - ein moderner Homecomputer
Am Wochenende war mein Mega65 in der Post. Naja, eigentlich war er bereits vorher hier, aber ich war verreist und so erreichte mich das Paket erst am letzten Wochenende.
Mega65?
Vor 20 Jahren, als die Homecomputer-Ära sich dem Ende näherte, wollte die Firma Commodore nochmal durchstarten und ihrem erfolgreichsten Produkt, dem legendären C64, einen Nachfolger bescheren - den Commodore 65. Dieser sollte rückwärtskompatibel zum Erfolgsmodell C64 sein, für den es ja unmengen an Spielen und Software gab, aber einige Verbesserungen in Sachen Sound, Grafik, Geschwindigkeit und Schnittstellen mitbringen. Außerdem wurde ein nachfolger für das in die Jahre gekommene BASIC entwickelt.
Da es aber bereits würdige Nachfolger und Weiterentwickungen für den C64 aus dem eigenen Hause gab, man denke an den C128 sowie den Amiga 500, kam der C65 nie auf den Markt. Die noch existierenden Prototypen des C65 sind begehte Sammlerstücke.
Ein paar Retronerds rund um das MEGA Museum of Electronic Games & Art e.V. haben diesen Computer, den es nie zu kaufen gab, auf FPGA-Basis nachgebaut, die Firmware geborgen und repariert und erweitert und dem ganzen ein paar moderne Schnittstellen spendiert. Das Ergebnis ist der MEGA65, welcher nun meinen C64 vom Retrocomputing-Tisch vertrieben hat.
Erste Eindrücke
Der Homecomputer kommt in einer schönen, an die Commodore-64-Verpackung erinnernden Pappschachtel im Blau-Weißen Design. Die Rückseite zieren neben ein paar Screenshots auch zwei Fotos im 80er-Stil, welche Kinder abbilden, die fasziniert einen Homecomputer bedienen 😁
Die Schachtel enthält den MEGA65 Homecomputer, eine gedruckte, ausführliche Bedienungsanleitung in englischer Sprache (auch diese vom Design her stark angelehnt an die Original C64-Anleitung), sowie ein Netzteil mit internationalen Adaptern.
Äußerlich macht der MEGA65 einen sehr guten Eindruck. Das Gehäuse wirkt hochwertig, die Tastatur hat eine angenehme Haptik. Ins Gehäuse ist ein 3.5' Diskettenlaufwerk eingebaut. Weitere Schnittstellen sind: zwei DSUB-Joystick-Anschlüsse (für original-C64 Joysticks oder Mouse), ein Expansions-Port, Serial-Port (Diskettenlaufwerk und Drucker), Netzwerk-Schnittstelle, HDMI sowie VGA-Anschluss, ein Micro-SDcard-Slot sowie eine Kopfhörer-Buchse. An der linken Seite befinden sich außerdem der Netzschalter sowie ein RESET-Button. Das ganze wirkt professionell und solide.
Start
Schnell ist der MEGA65 per HDMI mit einem modernen Monitor verbunden und gestartet. Nach ein paar Fragen zur Grundkonfiguration startet eine Demo von der internen SD-Karte, welche ein paar Spiele, Demos und Programme zum ausprobieren bereit hält. Da ist jetzt nichts spektakuläres dabei, alles eher rudimentär aber zu Demonstrationszwecken ausreichend. Auf der SD-Karte sind außerdem ein GEOS (das grafische Betriebssystem des C64) sowie ein Programmiereditor für BASIC enthalten.
Der erste Eindruck ist sehr positiv. Das Gerät bedient sich gut und ich kann mir vorstellen, dass es auf der wirklich schönen Tastatur mehr Spaß macht, Programme einzugeben, als auf der wobbligen C64-Tastatur. Softwareseitig ist noch vieles in Entwicklung. Da es sich um ein Entwicklungsgerät handelt, welches noch dazu sehr limitiert erschienen ist, wird es wohl kaum ein Gaming-Überflieger werden. Aber der MEGA65 hat durchaus das Potenzial, die Lust am Homecomputing, dem ausprobieren, selbst programmieren und basteln wieder zu wecken.
Da der MEGA65 auch einen C64-Modus hat, wird er nun meinen Commodore64 auf dem Schreibtisch ersetzen.
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